Architektur
Die Anlage der ETL ist wie eine Klosteranlage oder ein Dorf um ihre beiden Mittelpunkte herum gestaltet:
Der Brunnenhof symbolisiert Gott als den Quell des Lebens und die Kapelle ist der Ort der Gottesbegegnung in Stille, Gebet, Hören auf das Wort Gottes und Singen.
Als Gegengewicht zur exponierten Lage der Anlage mit dem herrlichen Ausblick wurde der "Kreuzgang" um den Innenhof zur Konzentration nach innen angelegt. Innen und außen, Besinnung auf das Wesentliche und Offenheit für die Welt - das sind die beiden Pole, die der Arbeit der ETL ihre Spannung und Würze verleihen.
Die Innenwände des Kreuzganges wurden von Anfang an für Kunstausstellungen genutzt. Die allererste Ausstellung stand unter dem Thema „Friede und Aggression" und inspirierte viele Künstler, ebenfalls auszustellen.
Prägende Themen bei der Entstehung der ETL
In den 1960-er Jahren erfolgte eine Rückbesinnung auf das „Priestertum aller Gläubigen". Die Bedeutung der Laien in der Gemeinde nahm zu. Laien, deren Selbstbewusstsein wuchs, die sich als mündige Christen verstanden und eigenständig theologisch reflektieren und wachsen wollten. Das Interesse an einer „modernen", zeitgenössischen Theologie erwachte in den Gemeinden und regte zu spannenden Diskussionen an. So wurde die „Theologie für Nichttheologen" zu einem inhaltlichen Schwerpunkt der ETL.
Die Spiritualität wurde durch neue Formen bereichert. Neue Lieder hielten Einzug, neue Liturgien wurden erprobt, Elemente, wie z. B. Tanz, wurden integriert.
Die ETL wird als ein geeigneter Raum der Entwicklung, Erprobung und Gestaltung neuer liturgischer Formen und der Erfahrung einer lebendigen, lebensnahen Spiritualität konzipiert.
Der Horizont weitete sich in Richtung einer überkonfessionellen und weltweiten Ökumene. Im 2. Vatikanischen Konzil (1962–65) erfolgte eine Öffnung der katholischen Kirche. Die Pfingstkirchen und die Orthodoxen wurden in den Weltrat der Kirchen aufgenommen. Die lateinamerikanische Theologie begann, die etablierten Kirchen in Frage zu stellen. So war von Anfang an das ökumenische Gespräch ein wesentliches Anliegen der ETL.
Die „Geburt" der ETL fiel in eine vielfältige Zeit des Aufbruchs und der Neugestaltung. Diese Entwicklung zu begleiten und mitzugestalten war und bleibt eine lohnenswerte Aufgabe!
Dabei waren und sind Fragen des Gemeindeaufbaus sowie theologische Themen ebenso präsent wie Angebote zur Lebenshilfe und Lebensgestaltung. Daneben nimmt die musisch-kulturelle Bildung einen großen Raum ein. Sie ermöglicht neue Erfahrungen, weckt Freude am Gestalten, erschließt neue Wege für das, was jenseits der Sprache liegt und hilft so zu weiteren Ausdrucksmöglichkeiten. Die ETL stellt Räume zur Verfügung, in denen Begegnung möglich wird und wo im entspannten Gespräch Anregungen und neue Perspektiven gewonnen werden können.
Die ETL als Gemeindeakademie
Die ETL soll die Arbeit in den Kirchengemeinden und den Kirchenbezirken ergänzen, fördern, bereichern und befruchten. Sie lädt Menschen aus den Gemeinden, Gruppen und Gremien ein, dass sie ihre Fragen, Themen, Wünsche, Anliegen und Bedürfnisse einbringen. Die ETL nimmt diese Anregungen auf und bietet Möglichkeiten des Umgangs und der Bearbeitung der Themen an. So wirken Fragen und Themen aus den Gemeinden in die Arbeit der ETL hinein und neue Inspirationen und Impulse können in die Gemeinden zurückwirken.
Die „Methode Tagung“ war dialogisch geprägt mit folgenden Elementen:
- Wir nehmen uns Zeit und Raum für wichtige Themen, die sonst möglicherweise im „Alltagsgeschäft“ untergehen würden.
- Wir sind dem Alltag mit seinen Anforderungen enthoben und dennoch in einer vertrauten Umgebung.
- Wir reden offen miteinander und stellen uns auch Meinungsverschiedenheiten und Konflikten.
- Wir packen auch „heiße Eisen" und brisante Themen an.
- Wir sind dabei, eine Gesprächskultur der Wertschätzung, Achtung und Toleranz zu entwickeln.
- Wir suchen die persönliche Entwicklung hin zu einem ruhigen und entspannten Gesprächsverhalten.
Zugleich bot von Anfang an die ETL durch ihre Lage Entspannung in der wunderschönen Natur, Ruhe und Muße. Bis heute ermöglicht sie Auszeiten vom Alltag, ein Durchatmen, sich zurückziehen und nach vorne blicken.
Neben der eigentlichen Tagungsstätte wurden ein Rüstheim für die Militärseelsorge (seit 1997 Haus 2 der Tagungsstätte), sowie verschiedene Unterkünfte für Mitarbeitende gebaut.
Zum 1. Juli 1971 war es soweit: Die Baumaßnahmen waren abgeschlossen und die ETL wurde in Betrieb genommen. Die Eröffnung stand an, aber es stellte sich die Frage, wie dieser Anlass begangen werden sollte. Ein großes Fest der Freude? Oder wäre ein leiser Einstieg, gemäß der Bestimmung der Tagungsstätte als Ort der Besinnung und des ruhigen Gesprächs passender? Die Entscheidung fiel auf Letzteres. Bereits am 2. Juli startete der Tagungsbetrieb. Das Thema des Festgottesdienstes zur Einweihung am 4. Juli lautete „Gott will Veränderung". „Veränderung“ – dieses Thema zieht sich als ein Leitmotiv durch die gesamte Geschichte des Hauses.